Jede Operation birgt Risiken und mögliche Komplikationen. Bei der bariatrischen Chirurgie ist das nicht anders. Zu den Komplikationen gehören unter anderem das Dumping-Syndrom, Leistenbrüche, Geschwüre, Darmverschlüsse und Gallensteine. Es gibt eine versteckte Komplikation, über die nicht viel berichtet oder gar geforscht wurde, die aber dennoch existiert: Zahnprobleme und Probleme mit der Mundgesundheit nach bariatrischen Operationen. Es ist nur wenig über Mundgesundheitsprobleme nach WLS bekannt. Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die Forschungsergebnisse werfen, die das Interesse vieler Patienten und Fachleute geweckt haben.
Was wir wissen:
Die derzeitige Literatur über zahnmedizinische Erscheinungen nach bariatrischen Operationen ist recht begrenzt. Es wurde festgestellt, dass es postoperativ zu vermehrten Zahnerosionen, vermehrter Karies und erhöhter Überempfindlichkeit der Zähne kommt. Zahnerosion ist definiert als der irreversible Verlust von Zahnhartsubstanz durch einen chemischen Prozess ohne bakterielle Beteiligung. Die Säure in den Nahrungsmitteln und Getränken, die wir zu uns nehmen, sowie die Magensäure, die durch Erbrechen und Reflux entsteht, können zu einer Aufweichung des Zahnschmelzes führen. Wenn die Zahnhartsubstanz weicher wird, ist der Bereich anfälliger für Abrieb. Die meisten Forschungsarbeiten machen die erhöhte Belastung durch Magensaft für ein erhöhtes Risiko von Mundgesundheitsproblemen durch Erbrechen und Reflux verantwortlich.
Die allgemeinen Richtlinien für Patienten, die sich einer bariatrischen Operation unterziehen, sehen vor, dass sie Speisen und Flüssigkeiten in einem Abstand von mindestens 30 Minuten zueinander zu sich nehmen. Außerdem sollte die Einnahme kleinerer Mahlzeiten mindestens 20 Minuten dauern, um eine Sättigung zu ermöglichen und ein gründliches Kauen zu fördern. Obwohl solche Mahlzeitenmuster dazu beitragen, postoperative Komplikationen zu verringern, erhöhen sie die Häufigkeit des Kontakts mit dem Substrat, was wiederum ein erhöhtes Risiko für Zahnkaries und langfristige Mundgesundheitsprobleme darstellen kann.
Berichten zufolge leiden viele Patienten nach einer bariatrischen Operation an einer Zahnüberempfindlichkeit. Sie ist die häufigste Variable im Zusammenhang mit Zahnarztbesuchen nach der Operation. Dabei handelt es sich um einen Zustand mit vermutlich komplexer Pathologie, für dessen Entstehung zwei Prozesse wesentlich sind. Erstens muss das Dentin durch Schmelzdefekte, Schmelzverlust (Erosion, Abrasion, Abrieb oder Abfraktion), genetische Störungen und Zahnfleischrückgang freigelegt werden. Zweitens müssen die Dentintubuli sowohl zur Mundhöhle als auch zur Pulpa hin offen sein. Eine Studie ergab, dass 25 % der Patienten mehr Karies, Überempfindlichkeit und Erosionen aufwiesen als vor der bariatrischen Operation.
Vitamin- und Mineralstoffmängel:
Vitamin- und Mineralstoffmängel können eine Rolle bei Zahnerosion und Karies spielen. Zu den häufigen Defiziten nach der Operation gehören Eiweiß, Eisen, Kalzium, Vitamin D, Vitamin B-12 und Zink. Diese Defizite können sich negativ auf das Immunsystem und die Knochenumsatzrate auswirken und das Risiko einer Parodontalerkrankung erhöhen. Kalzium und Vitamin-D-Mangel tritt bei bis zu 100% der Patienten nach einer bariatrischen Operation auf. Obwohl Vitamin- und Mineralstoffmängel nach bariatrischen Eingriffen weit verbreitet sein können, weisen die meisten veröffentlichten Forschungsergebnisse über den Zusammenhang zwischen erhöhtem Zahnverfall und bariatrischen Eingriffen auf Vitaminmängel, Erbrechen, Magenreflux, reduzierten Speichel, säurehaltigeren Speichel und den Verzehr häufiger Mahlzeiten hin. Eine angemessene Nahrungsergänzung ist für die allgemeine Gesundheit von Patienten mit Adipositaschirurgie von entscheidender Bedeutung. Zur Vorbeugung und frühzeitigen Behandlung dieser Erkrankungen und zur Vermeidung nicht-systemischer Auswirkungen in dieser Bevölkerungsgruppe wird jedoch empfohlen, die Säureexposition zu reduzieren, indem die Häufigkeit und der Kontakt von Säuren mit den Zähnen verringert wird.
Was dies für den bariatrischen Patienten bedeutet:
Nach einer bariatrischen Chirurgie zeigen die Patienten eine Zunahme des Auftretens von Zahnkaries und des Schweregrads der Zahnabnutzung; diese Veränderungen des Mundgesundheitsstatus haben jedoch keinen Einfluss auf die Lebensqualität. Dies ist im Wesentlichen auf die deutliche Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands der bariatrischen Patienten zurückzuführen. Andererseits kann die Aufrechterhaltung der Mundgesundheit als eine gute Strategie angesehen werden, um einige der Nebenwirkungen der bariatrischen Chirurgie zu verhindern. Die Zahnärzteschaft weist eindeutig darauf hin, dass die Einnahme von Vitaminen und Mineralien in Form von Gummibärchen Probleme verursachen kann, die zu Karies und schlechter Zahngesundheit führen können. Wenn all diese Bedingungen zusammenkommen (Erbrechen, Reflux, saurer Speichel und Nahrung, die stundenlang zwischen den Zähnen stecken bleibt), besteht eindeutig ein erhöhtes Risiko für Karies. Wenn Sie nach einer bariatrischen Operation Probleme mit der Mundgesundheit haben, sollten Sie professionelle medizinische und zahnärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Was Sie beachten sollten
:- Lassen Sie regelmäßig (mindestens einmal jährlich) Ihre Laborwerte bestimmen, um Vitamin- und Mineralstoffmängel auszuschließen.
- Putzen Sie Ihre Zähne häufig mit Zahnbürste und Zahnseide (vorzugsweise nach jeder Mahlzeit)
- Lassen Sie sich regelmäßig mit Fluorid behandeln, um dem erhöhten Säuregehalt des Speichels entgegenzuwirken.
- Pflegen Sie Ihre Zähne, um Karies nach der Operation vorzubeugen.
Referenzen:
- Jeffrey I. Mechanick et al. / Surgery for Obesity and Related Diseases 16 (2020) 175-247.
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